History Beyond Borders - Internationale Schulbuchrevision im Fach Geschichte, 1919-2009
Nach dem Ersten Weltkrieg drängten Friedens- und Reformpädagogen auf eine Revision der Schulbücher im Fach Geschichte. Zur Prävention gewaltsam ausgetragener Konflikte sollten alle Formen von Militarismus und Nationalismus sowie verzerrte Darstellungen von Nachbarvölkern und fremden Kulturen aus den Schulbüchern verbannt werden. Bereits in den frühen 1920er Jahren haben die skandinavischen Länder ein System entwickelt, das der gegenseitigen Analyse von Geschichtsbüchern, einschließlich der Übergabe von Manuskripten eingeführt. Dieses System diente später dem Völkerbund, der UNESCO und dem Europarat als Modell.
Seit 1945 sind zahlreiche regionale und bilaterale Projekte zur Schulbuchrevision unter Federführung der UNESCO und des Europarats durchgeführt worden. In den letzten Jahrzehnten greifen die internationalen Reformbestrebungen über die Geschichtsbücher hinaus und schließen die Perspektiven und Methoden des Geschichtsunterrichts mit ein.
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Ziele
Das Ziel des Projektes bestand darin, neue Erkenntnisse über die Entwicklung der Revision von Geschichtsbüchern in Skandinavien und Europa sowie über die Internationalisierung der Bildungskulturen, den Wandel der Geschichte als Schulfach in Schweden und die Entwicklung der Geschichtsdidaktik als akademische Disziplin in Schweden und Europa zu gewinnen. Sie sollten damit auch zur Klärung gegenwärtiger und zukünftiger Kontroversen um Geschichtsbücher beitragen.
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Vorgehensweise
Das Projekt „History Beyond Borders“ untersuchte diese Geschichte der internationalen Schulbuchrevision, wobei transnationale Kommunikations- und Transferprozesse zwischen unterschiedlichen Geschichts- und Bildungskulturen eine zentrale Rolle spielen. In vier Teilprojekten wurden organisationelle, bildungspolitische, didaktische und wissenschaftliche Aspekte der internationalen Revision des Geschichtsunterrichts und der Geschichtsbücher behandelt.
Zwei Teilprojekte untersuchten die Struktur, das Konzept, die Akteure – hier vor allem internationale Organisationen – und die Effekte der Schulbuchrevision in Skandinavien (University of Umeå) und im übrigen Europa (GEI), wobei über eine Netzwerkanalyse die regionalen und transnationalen Beziehungen analysiert wurden. Das dritte Teilprojekt behandelte den Einfluss der internationalen Schulbuchrevision auf Schwedens Bildungspolitik, die Schulbücher und den Schulunterricht in der Nachkriegszeit (University of Umeå/Karlstad University/University of Gävle). Im Zentrum des vierten Teilprojekts stand die Bedeutung der internationalen Schulbuchrevision für die Entwicklung der Schulbuchforschung und der Geschichtsdidaktik als wissenschaftliche Disziplin (University of Umeå/Karlstad University).
Teilprojekt II: Schulbuchrevision in Europa (GEI)
Das zweite Teilprojekt, für das das Georg-Eckert-Institut verantwortlich zeichnete, behandelte die Revision von Geschichtsbüchern außerhalb von Skandinavien seit den 1920er Jahren und nahm insbesondere die Rolle inter- und transnationaler Organisationen in den Blick. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Völkerbund, der UNESCO, dem Europarat und ausgewählten transnationalen Organisationen wie dem internationalen Historikerverband. Die Studie, die einschlägige Methoden der Geschichtsforschung und hier insbesondere Text- und Netzwerkanalysen nutzt, basiert auf unveröffentlichten, vorwiegend in den Archiven der UNESCO in Paris und des Europarats in Straßburg befindlichen Quellen. Ein Großteil der Projektarbeit wurde im Georg-Eckert-Institut in Braunschweig durchgeführt, das über umfassende Bestände an Schulbüchern und Fachliteratur verfügt.
Methoden
Transnationale Geschichte, Netzwerkanalyse.
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Veröffentlichungen und Vorträge
Veröffentlichungen
- Romain Faure, "Vom internationalen zum historiographischen Konflikt. Der Erste Weltkrieg in der deutsch-französischen Schulbuchkommission", Eckert. Das Bulletin 11, Sommer 2012, S. 11-14
- Romain Faure, "Connections in the History of Texbook Revision 1947-1952", in: Education Inquiry 2 (2011), pp. 17-31.
- Romain Faure, “Schulbuchrevision als transnationales Handeln – ein Blick auf die Jahre zwischen 1945 und 1989“, in: Eckert. Das Bulletin 8, Winter 2010, S. 25-26.
Vorträge
- Romain Faure, "Réseaux Est/Ouest et circulation des pratiques en temps de Guerre froide. Quelques réflexions à partir de l'exemple de la révision des manuels scolaires", Internationales Symposium "Internationalizing Science. New Perspectives on the History of Cold War Culture", Berlin, 16. Juni 2012
- Romain Faure, “Was ist und wozu betreibt man Schulbuchrevision? Eine Debatte im Europa der 1950er Jahre“, Jahrestagung des Arbeitskreises Historische Friedensforschung, 6. November 2011
- Romain Faure, “Shaping International Educational Action: The Emergence of a Transnational Field of History Textbook Revision”, Third European Congress on World and Global History, London, 14. April 2011
- Romain Faure, "Towards a histoire croisée of History Textbook Revision in Europe", Workshop Researching History Textbooks and International Textbook Revision, Umea, 19. Mai 2010.
- Romain Faure, "Die Geschichte eines transnationalen Forums - Die internationale Schulbuchrevision in Europa nach 1945", Internationaler Doktorandenworkshop Ein Europa der Experten, Köln, 26. Februar 2010.
- Romain Faure/Eckhardt Fuchs, „Transnational Networks of History Textbook Revision“, Tagung der Internationale Gesellschaft für Geschichtsdidaktik, Braunschweig, 15. September 2009.