Gemeinsame Deutsch-Tschechische Schulbuchkommission
Die Ursprünge der deutsch-tschechischen Schulbuchgespräche liegen in einer gemeinsamen Initiative der UNESCO-Kommissionen der ČSSR und der Bundesrepublik Deutschland Mitte der 1960er Jahre. Aufgrund der politischen Entwicklung nach 1968 waren die daraus resultierenden Aktivitäten jedoch kurzlebig und konnten erst gegen Ende der 1980er Jahre wieder aufgenommen werden. Auf einer gemeinsamen Schulbuchkonferenz in Prag 1988 behandelten deutsche, tschechische und slowakische Wissenschaftler/innen Probleme der gemeinsamen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert in den Schulgeschichtsbüchern beider Länder. Nach dem Zerfall der ČSFR 1992 fanden die Schulbuchkonferenzen im bilateralen deutsch-tschechischen Rahmen statt. Dabei wurden auch sensible historische, erinnerungskulturelle und geschichtspolitische Themen nicht ausgespart. So ging es zum Beispiel 1995 in Prag um das Thema „Tschechen, Deutsche und der Zweite Weltkrieg“.
Im November 2002 konstituierte sich die Gemeinsame Deutsch-Tschechische Schulbuchkommission in Dresden auch formal. Zu den Themen, die sie in den Folgejahren auf ihren bilateralen Konferenzen aufgriff, gehörten unter anderem „Die Zeit des Sozialismus im Geschichtsunterricht“, die „Verbindungen in der kulturellen Entwicklung der Tschechoslowakei und Deutschlands zwischen 1918 und 1945“, die „Epochenjahre 1968/1989“ im deutsch-tschechoslowakisch-europäischen Kontext und „Amerika-Wissen und Amerika-Bilder. Transatlantische Beziehungen in Schulbüchern und Populärkultur in Deutschland und Tschechien“ (Deutsche Version) (Tschechische Version).
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Ziele
Übergeordnetes Ziel der Kommissionsarbeit ist es, durch regelmäßige wissenschaftlich-didaktische Analyse der beiderseitigen Lehrwerke auf eine Verbesserung und Harmonisierung der Schulbuchinhalte und damit auf eine bessere Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen hinzuwirken. In ihrem Tätigkeitsfeld setzt die Kommission nicht zuletzt Impulse für neue Fragen in Didaktik und Forschung, etwa mit Blick auf wissenschaftlich abgesicherte digitale Angebote für die Schulpraxis in beiden Ländern.
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Vorgehensweise
Die Kommission trifft sich im Jahresrhythmus abwechselnd in Deutschland und der Tschechischen Republik; alle zwei Jahre veranstaltet sie eine große wissenschaftliche Tagung und alternierend alle zwei Jahre im jeweils anderen Land ein Arbeitstreffen. Seit 2021 setzt die Kommission verstärkt auf Projektmaßnahmen, die durch Erbringung konkreter Produkte einen direkten Nutzen für breite Zielgruppen der Kommissionstätigkeit sicherstellen. So wurde 2022 das Format eines „Dialogforums“ mit dem thematisch erweiterten dreijährigen Arbeitsprogramm „Geschichtspolitik und Geschichtskultur in deutsch-tschechischer Perspektive: Museale Narrationen und materialisiertes Geschichtsbewusstsein (Denkmäler)“ etabliert, um einen neuen Kreis der an der Kommissionsarbeit Mitwirkenden anzusprechen, ohne dass diese zwingend Mitglied der tschechischen oder der deutschen Sektion werden müssten. Zu diesem Kreis gehören auch Lehrkräfte, Didaktiker- und Schulpraktiker/-innen, die an der Erarbeitung digitaler Unterrichtsmaterialien, an Fortbildungen und an lehrplan- oder unterrichtsrelevanten Schulbuchanalysen beteiligt sind, die auf jeweils bestimmte Themenfelder der deutsch-tschechischen Nachbarschaft in Hinblick auf deren Relevanz in Schulbüchern beider Länder fokussieren. Das neue Format des „Dialogforums“ verleiht der Tätigkeit der Kommission neue und für die Unterrichtspraxis anwendbare Impulse.
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Ergebnisse
Gegenwärtig greift die Kommission auch aktuelle Themen und für beide Länder relevante globale Einflüsse auf: Im November 2016 behandelte die XIV. Gemeinsame Schulbuchkonferenz in Budweis „Migration als Unterrichtsthema in Deutschland und Tschechien“; die XV. Schulbuchkonferenz in Bad Schandau im November 2018 behandelte „Amerika-Wissen und Amerika-Bilder. Transatlantische Beziehungen in Schulbüchern und Populärkultur in Deutschland und Tschechien“. Der zweisprachige Tagungsband mit einschlägigen Beiträge liegt Digital vor. Neben der Vermittlung der Geschichte der deutsch-tschechischen Nachbarschaft durch Unterricht und Bildungsmedien werden immer wieder auch minderheiten- und europapolitische Aspekte in den Fächern Geschichte, Geografie und Sozialkunde ins Gespräch gebracht und erforscht.
Mit konkreten Vorschlägen für die Gestaltung von Unterrichtsprojekten und mit der Erstellung digitaler Lehrmaterialien – wie etwa einer zweisprachigen Website zur Geschichte des Uranbergbaus in der deutsch-tschechischen Grenzregion – hält die Kommission auch konkrete Angebote für den Unterricht in beiden Ländern bereit.
Zur Website: „Uran an der deutsch-tschechischen Grenze. Materialien für den Unterricht“.
Im Nachgang des im November 2022 in Prag veranstalteten Dialogforums der Kommission wird derzeit an der Erstellung eines zweisprachigen (Online-)Guides zu Ausstellungen und Museen im Bereich der deutsch-tschechischen historisch-politischen Bildung gearbeitet, der bei Begegnungen von Schul- und Jugendgruppen aus beiden Ländern herangezogen werden kann.