Lost in Translation?

How Images of Europe Are Translated

Europa ist ein fragiles Konstrukt. Für die einen ist Europa gleichbedeutend mit Fortschritt, Humanität und Freiheit – in den Augen Anderer steht es für Intoleranz und Sklaverei, Kolonialismus und Genozid. Wer übersetzt auf welche Weise zwischen den verschiedenen, nicht selten konkurrierenden Wahrnehmungen von Europa? Die Gefahr, dass sich der Europabegriff dabei in der Vielfalt seiner Übersetzungen verliert ist durchaus real. Ohne die Verständigung über geteilte und teilende Erinnerungen, über gemeinsame Visionen, Werte und Kulturgüter lassen sich soziale Kohäsion und politische Handlungsfähigkeit kaum herstellen. Die gesellschaftliche Relevanz von Europabildern und ihren Übersetzungen ist daher nicht zu unterschätzen. Geschichte ist dabei allgegenwärtig und durchaus wirkungsmächtig.

Der vom BMBF geförderte Projektverbund untersucht gemeinsam mit den Universitäten Kassel und Gießen und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, wie sich die Vorstellungen von Europa über die großen Zäsuren des 20. Jahrhunderts verändert haben, wie Europa medial konstruiert und vermittelt wurde und wie Europa aus unterschiedlichen räumlichen Perspektiven wahrgenommen wurde. Es geht um die interkulturelle und intermediale Verständigung über Europa, die Vergegenwärtigung europäischer Geschichte und die mediale Übertragung von Europabildern.

Dabei werden unterschiedliche Medien oder Übersetzungsagenturen in den Blick genommen: Printmedien und parlamentarische Debatten verhandeln Europa und europäische Erinnerung in einer eher flüchtigen Perspektive, während Schulbücher, Denkmäler oder politische Symbole auf Tradierung ausgerichtet sind. Alle Medien verbindet jedoch eine spezifische Selektivität, mit der sie Europabilder übersetzen. In ihnen werden Chiffren, Symbole und narrative Muster genutzt, die auf transnationale, transmediale oder transgenerationelle Übersetzungsprozesse, Brüche oder Kontinuitäten hindeuten.

Die Teilvorhaben vermessen den europäischen Raum von sich wandelnden Zentren und Peripherien her: Deutschland, Frankreich, Spanien und Polen verstehen sich in unterschiedlicher Weise und zu unterschiedlichen Zeiten als europäische Zentren; England und die USA stehen für den Blick auf Europa aus den Peripherien.

Das am Georg-Eckert-Institut angesiedelte Vorhaben beschäftigt sich mit der Darstellung und Verarbeitung der Europäischen Kolonialvergangenheit in den Schulbüchern Deutschlands, Frankreichs und Englands im 20. Jahrhundert.

Projektteam

  • Susanne Grindel | Projektbearbeiterin
  • Daniel Stange | Verbundkoordinator

Transfer

  • Weitere Projektinformationen

    Projektlaufzeit

    • Mai 2009 bis April 2012 (Förderzeitraum)

    Projektförderung

    • BMBF – Zur Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften

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