Schulbücher als Vermittler der europäischen Integration? Eine Studie zum politischen Fachunterricht
Die Europäische Union (EU) und ihre Politik gelten weithin als komplex, dynamisch und bürgerfern. Folglich stellt das Thema „Europäische Integration“ eine Herausforderung für den Politikunterricht dar. Lehrende und Lernende haben daher einen erhöhten Bedarf an Bildungsmedien, die das Verständnis für dieses anspruchsvolle Thema fördern und eine gute Vermittlung im Unterricht ermöglichen.
Doch wie wird die Europäische Integration in deutschen Schulbüchern dargestellt? Und wie werden die Schulbücher im politischen Fachunterricht eingesetzt? Diese Fragen lagen im Erkenntnisinteresse eines gemeinsamen Forschungsprojekts des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien und der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Titel „Schulbücher als Vermittler der Europäischen Integration? Eine Studie zum Politischen Fachunterricht“ unter Leitung von Monika Oberle (Uni Göttingen) und Eckhardt Fuchs (GEI).
Ein aus dem Projekt hervorgegangener Policy Brief kann hier eingesehen werden.
Vorgehensweise
Dieses Projekt verband zwei Ebenen der empirischen Schulbuchforschung: Zum einen untersuchte die Doktorandin Marret Bischewski in Braunschweig kategoriegeleitet 87 Schulbücher (veröffentlicht 2003-2013) der Sekundarstufen allgemeinbildender Schulen Deutschlands (mit Fokus auf Niedersachsen). Mit der Methode der qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse wurden die Darstellung der Themen und Inhalte in den EU-Kapiteln und deren didaktischen Aufbereitung untersucht. Dabei spielten Fragen nach der Darstellung von Demokratie, Partizipation und Legitimität der EU eine besondere Rolle. Der Doktorand Christian Tatje untersuchte zum anderen in Göttingen – aufgrund von Interviews mit SchülerInnen und LehrerInnen an niedersächsischen Schulen – die Nutzung und Wirkung dieser Schulbücher. Ziel des Projekts war es, Empfehlungen zu formulieren, die die Qualität der EU-Vermittlung im Unterricht verbessern und den Nutzen der Bücher für Lehrkräfte und SchülerInnen erhöhen sollen.
Am 09. September 2016 wurden die zentralen Ergebnisse der Studie in einer Abschlusskonferenz in Göttingen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Vorträge beleuchteten kritisch, wie die EU als politisches System sui generis dargestellt wird, und wie insbesondere Partizipationsmöglichleiten (wie die Europawahl) in den Schulbüchern thematisiert werden. Außerdem wurde auf die verschiedenen Typen der Schulbuchnutzung eingegangen, die unterschiedliche Ansprüche an die aufbereiteten Inhalte zur EU stellen (wie etwa Jugendliche mit Migrationshintergrund).