Transnationale Solidaritäten: Eine Studie von Schulen mit spezifischem Europabezug
Obwohl Solidarität ein zentrales Thema im heutigen Europa ist und ein Konzept, das in den Sozialwissenschaften wiederentdeckt wird, bleibt die Frage offen, welche Bedeutungen von Solidarität in bestimmten institutionellen Zusammenhängen hervorgebracht werden und wie sich verschiedene Akteure mit diesen Bedeutungen auseinandersetzen. Insbesondere wird die Auseinandersetzung breiter Schichten der europäischen Jugend (den Wegbereitern eines zukünftigen Europas) mit dem Konzept Solidarität nach wie vor vernachlässigt. Das Projekt schließt diese Forschungslücke, indem es untersucht, welche Vorstellungen von Solidarität in Schulen mit explizitem Europabezug bevorzugt werden und auf welche Art und Weise dies geschieht.
Leitende Forschungsfragen sind:
- Welches Verständnis von Solidarität wird durch die Richtlinien und Lehrpläne der verschiedenen, mit einem spezifisch europäischen Wertesystem gerahmten Schulen befördert (oder gefördert)?
- Wie setzen sich Lehrende und Lernende mit diesen offiziell anerkannten Solidaritätsvorstellungen im Schulalltag auseinander?
- Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf Solidarität finden sich bei Schulformen mit unterschiedlicher Schulorganisation?
Ziele
Das Projekt:
- reagiert auf das wachsende Bedürfnis in Europa, die gegenwärtige Auseinandersetzung junger Menschen mit dem Konzept der Solidarität in ihrer Alltagswelt zu verstehen.
- reagiert auf Forderungen nach einer intensiveren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit transnationalen Dynamiken und Methodologien in der Bildungforschung.
- generiert neue Sichtweisen auf das Wie, Warum und Wann der Verwendung von verschiedenen Solidaritätsbegriffen durch junge Menschen in Europa in unterschiedlichen Schulkontexten.
- leistet einen grundlegenden Beitrag zu Debatten über Europäisierung und Globalisierung in/von Bildung.
Vorgehensweise
Die Forschungsfragen werden mit qualitativ vergleichenden Analysen von policy Papieren, Schulbüchern und Lehrplänen sowie Unterrichtsbeobachtungen, Interviews mit Lehrenden und Fokusgruppen mit SchülerInnen untersucht.
Für den Vergleich wurden drei Schulen ausgewählt, die als Beispiele für „transnationale Bildungsräume“ gelten: Schola Europaea und Europaschulen in Deutschland. Zwei Kriterien waren bestimmend: die Schulorganisationsform (transnational bzw. national); und die Zugangsstrategien und Entwicklungsperspektiven, die diese Schulen ihren SchülerInnen anbieten (akademischer vs. beruflicher Werdegang).