Ruth Firer, Sami Adwan: The Israeli-Palestinian Conflict in History and Civics Textbooks of Both Nations, hg. von Falk Pinkel
2004. 176 S. ISBN 3-88304-142-4, 9,00 €
Band 110/1 enthält eine umfassende Analyse der in den 90er Jahren in Israel und Palästina eingesetzten Schulbücher. Die israelische Autorin Ruth Firer hat mit ihren Studien im Bereich der Friedensforschung am Truman Institute for the Advancement of Peace an der Hebräischen Universität von Jerusalem Ansehen erworben. Sie untersucht, inwieweit Bücher und Curricula von einer Kriegs- oder Friedenskultur beeinflusst wurden. In den älteren Büchern werden die Palästinenser als selbständiges Volk kaum erwähnt und sind lediglich als Beteiligte des arabischen Widerstandes gegen die Gründung des Staates Israel dargestellt. Einige der neuesten Schulbücher weisen deutliche Veränderungen auf, die das wachsende Bewusstsein in Israel für Fakten, die zuvor nicht wahrgenommen wurden, reflektieren, da waren Thesen der sogenannten „Neuen Historiker“ einbeziehen, die unter dem Verdacht stehen, die zionistischen Grundprinzipien aufzugeben.
Sami Adwan, der palästinensische Autor, Erziehungswissenschaftler an der Universität von Bethlehem, hat die ägyptischen und jordanischen Schulbücher unter die Lupe genommen, die immer noch in einigen palästinensichen Klassen eingesetzt werden. Erst in den neueren Schulbüchern, herausgegeben unter der Schirmherrschaft der Palästinensischen Autonomiebehörde und erstmals erschienen im Schuljahr 2000/2001, stellt er einen eindeutigen Versuch zur Schaffung einer palästinensischen Identität fest. Doch wie kann man palästinensische Schüler zur gewaltfreien Konfliktlösung anleiten, wenn sie in ihrem Alltag von Gewalt umgeben sind? Während einerseits Gandhi als Modell für friedlichen Widerstand dient, werden andererseits Märtyrer, die für ihr Volk sterben, verherrlicht. Die Israelis werden fast ausschließlich als Besatzungsmacht dargestellt.
Firer und Adwan heben hervor, dass der Prozess der Schulbuch- und Curriculumverbesserung vorsichtig und unter Einbeziehung von Lehrern fortgeführt werden sollte. Um zu einer gemeinsamen Sicht zu gelangen, müssen beide Seiten anerkennen, dass sie verschiedene Betrachtungsweisen ihrer eigenen Geschichte haben.