Die Visualisierung des Ost-West- Konflikts: Europa- und Weltkarten in westeuropäischen und nordamerikanischen Schulatlanten im Kalten Krieg

15.04.2015

Dr. Jasper Trautsch
Otto Bennemann-Stipendiat am Georg-Eckert-Institut


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Europa und die Welt nicht nur politisch in zwei sich feindlich gegenüberstehende Militärblöcke geteilt; auch das geographische Bewusstsein der Zeitgenossen änderte sich im aufkommenden Kalten Krieg grundlegend. Die Bundesrepublik z.B. wurde nicht mehr als mittel-, sondern zunehmend als westeuropäisches Land perzipiert. Italien wurde in die „Atlantische Gemeinschaft“ aufgenommen, obwohl es ans Mittelmeer grenzt. Die USA, die sich traditionellerweise durch Abgrenzung zur „Alten Welt“ definiert und den Atlantischen Ozean als zivilisatorische Scheidelinie verstanden hatten, interpretierten sich als „westliches“ Land, das über den Atlantik politisch, historisch, kulturell und religiös untrennbar mit Westeuropa verbunden war, neu. In diesem Vortrag wird Jasper Trautsch den Prozess dieser gedanklichen räumlichen Neuordnung der euroatlantischen Welt nach 1945 nachzeichnen. Dabei wird die Frage, wie Welt- und Europakarten, die vor allem in Schulatlanten oder auch auf Briefmarken gedruckt wurden, die Raumvorstellungen der Westeuropäer und Nordamerikaner nachhaltig beeinflussten, im Mittelpunkt der Analyse stehen.

Jasper Trautsch wurde 2011 an der Freien Universität Berlin im Fach Geschichte promoviert. Für seine Dissertation „Inventing America: U.S. Foreign Policy and the Formation of National Identity, 1789-1815“ erhielt er 2013 den Rolf-Kentner-Dissertationspreis der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit 2012 hat er – u.a. als Research Fellow der Deutschen Historischen Institute in Washington, London, Rom und Paris – an seinem Post-doc-Projekt zu einer transnationalen Ideengeschichte des Westens geforscht.

Georg-Eckert-Institut Celler Straße 3, Eingang Freisestraße Konferenzraum, 3. OG

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