Die Arnholds
Der amerikanische Stifter Henry H. Arnhold (1921-2018) initiierte 2013 das Programm am Georg-Eckert-Institut, um das Vermächtnis seines Großvaters Georg Arnhold (1859-1926), einem deutschen Bankier, Mäzen und überzeugten Pazifisten, zu würdigen.
- Georg Arnhold
Der Deutsche Georg Arnhold (1859-1926), Namensgeber und geistiger Vater der Gastprofessur am Georg-Eckert-Institut, wurde in Dessau geboren, der Heimat des Bauhauses in Sachsen-Anhalt. Zusammen mit seinem Bruder war er Inhaber des Dresdner Bankhauses Gebrüder Arnhold. Die Familien-Bank stellte Kapital für aufsteigende Industrien, insbesondere im Brauwesen und im Keramik- und Porzellan-Sektor, zur Verfügung. Dies war ein ausgesprochen erfolgreiches Geschäftsmodell und das Bankhaus Gebrüder Arnhold gehörte bis zu seiner „Arisierung“ in den Jahren 1935 bzw. 1938 zu den größten Privatbanken in Deutschland. 1931 hatte die Bank das traditionsreiche Bankhaus S. Bleichröder übernommen.
Max und Georg Arnhold verbanden ihren wirtschaftlichen Erfolg mit der Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft - Unternehmer- und Mäzenatentum gehörten für sie stets zusammen. Darüber hinaus traten sie mit verschiedenen Initiativen zur Förderung des Gemeinwohls und der sozialen Fürsorge in Erscheinung. In diesen Kontext gehörten unter anderem ein Pensionsfonds für ihre Angestellten und eine von Max Arnhold testamentarisch errichtete konfessionsübergreifende „Soziale Stiftung“. Diese unterstützte gemeinnützige Vereine, deren Zuwendungen unabhängig von Geschlecht, Religion, politischer Überzeugung und ethnischer Zugehörigkeit geleistet wurden – ein Sinnbild für den hohen Stellenwert, den Toleranz bis heute in der Familie genießt. Die Arnholds engagierten sich auch für die Jugendhilfe, den Samariterbund, den Sächsischen Kunstverein, die Gemäldegalerie und unterstützten mit der Stiftung des Georg-Arnhold-Bades (1926) den Breitensport. Die Technische Hochschule Dresden förderten sie unter anderem über die Stiftung der Sächsischen Industrie.
Als überzeugter Pazifist unterstützte Georg Arnhold zudem die deutsche Friedensgesellschaft und setzte sich für die Esperantobewegung ein. Bekannt war Georg Arnhold mit den Friedensnobelpreisträgern Ludwig Quidde (1858-1941) und Bertha von Suttner (1843-1914). Bei Georg Arnhold zu Hause fanden außerdem Salon- und Vortragsabende mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen wie Albert Einstein, Wassily Kandinsky, Walter Gropius und Gret Palucca statt. Nach seinem Tode 1926 übernahmen seine vier Söhne – Adolf, Heinrich, Hans und Kurt – gemeinschaftlich die Bankgeschäfte bis zur erzwungenen Aufgabe der Bank im Nationalsozialismus und die Übernahme durch die Dresdner Bank. Georg Arnholds Sohn Heinrich starb – nach vielen Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten, 1935 im Alter von 50 Jahren.
- Henry H. Arnhold
Henry Arnhold führte zeit seines Lebens die philanthropische Tradition seiner Familie fort. So förderte er eine Vielzahl von Stiftungen und war Präsident der Arnhold Foundation, die vor allem Tierschutz, Bildung und Kunst unterstützt. Außerdem gehörte er verschiedenen beratenden Institutionen zur US-Außenpolitik und zur deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit an. Sein besonderes Interesse galt der Wissenschaft und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Bildung und Erziehung zu fördern. So war er einer der großen Förderer der New School for Social Research in New York, an der viele exilierte deutsche Wissenschaftler*innen wie auch Hannah Arendt ihre neue Heimat fanden. Dort hat er zu Ehren des Gründers Alvin Johnson einen Willy-Brandt-Lehrstuhl sowie eine Kooperation zwischen der Technischen Universität Dresden und der New School for Social Research ins Leben gerufen. Neben der Ehrendoktorwürde der New School for Social Research verlieh ihm (wie auch seinem Vater und Großvater) die Technische Universität Dresden im Mai 2011 die Ehrensenatorwürde.
Henry Arnhold beschrieb sich und seine Familie als „Brückenbauer“ zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Seine große Leidenschaft galt der Vernetzung unterschiedlicher Akteure aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Ziel der Einrichtung des Georg-Arnhold-Programms ist es, den internationalen Ideenaustausch und Dialog, die Verbindung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu fördern und damit einen Beitrag zum Aufbau von starken und friedensfähigen Zivilgesellschaften zu leisten:
„Zeit seines Lebens hat sich mein Großvater Georg Arnhold der Frage nach den Voraussetzungen für gesellschaftlichen Frieden gewidmet. Da gibt es doch viele Parallelen zwischen seinem Lebenswerk und dem Georg-Eckert-Institut: Mit den Werten und der Bildung, die wir unseren Kindern und Jugendlichen heute vermitteln, prägen wir die Gesellschaft von morgen“.