Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert
Die Wirksamkeit von Raumbildern für politisches Urteilen und Handeln steht in den Geschichts- und Kulturwissenschaften seit dem spatial turn außer Frage. Auch in der Geographie werden kartographische Visualisierungen politischer Räume nicht mehr als objektive, interessenfreie Repräsentationen angesehen, sondern als medial vermittelte Konstrukte historisiert. Trotzdem verfolgen die einzelnen Disziplinen immer noch unterschiedliche Zugänge bei der Analyse politischer Raumkonzepte. Wissensportale, die über die Darstellung von Herrschaftsräumen, Staatsgebieten und Grenzkonzepten hinausgehen und Raumbilder in ihrer historischen Genese, Verschränktheit und Vielschichtigkeit transparent werden lassen, sind selbst im internationalen Kontext noch selten zu finden. Das Projekt Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa unter Federführung des Herder-Instituts in Marburg in Kooperation mit drei weiteren Instituten der Leibniz-Gemeinschaft (Institut für Wissensmedien in Tübingen, Georg-Eckert-Institut, Leibniz für internationale Schulbuchforschung/Braunschweig, Institut für Länderkunde in Leipzig) setzte hier an, um einen Beitrag zu einer interdisziplinären Weiterentwicklung beizutragen. Der Beitrag des Georg-Eckert-Instituts bestand hierbei in der Bereitstellung von Expertise im Bereich der kulturwissenschaftlichen Bildungsmedienforschung, die historische Kontexte und begriffliche wie visuelle Semantiken ebenso berücksichtigt wie zeit- und gruppenbezogene Lesarten und Sehgewohnheiten.
Ostmitteleuropa eignet sich dabei in besonderer Weise, um Raumbilder in einer innovativen, multiperspektivischen Darstellung zu präsentieren und in einer interdisziplinären und grenzüberschreitenden Verbundstruktur unterschiedliche Lesarten herauszuarbeiten: Es handelt sich um eine europäische Region, die im 20. Jahrhundert durch Grenzverschiebungen, ethnische und konfessionelle Gemengelagen, Minderheitenkonflikte, konkurrierende Raumvorstellungen sowie raumwirksame ideologische Bruchlinien (Eiserner Vorhang) ebenso geprägt wurde wie durch die dynamische Neukonfigurierung räumlicher Verhältnisse seit 1989.
Das Projekt bestand aus drei eng verschränkten Komponenten: Die erste Komponente ist der „Digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa“ (DAPRO), der während der Laufzeit des Paktmittelprojekts konzipiert und als Pilotversion implementiert wurde. Des Weiteren analysierten Dissertationsprojekte, die an den vier projekttragenden Instituten angesiedelt sind, Darstellungsprinzipien und Wahrnehmungslogiken kartographischer Repräsentationen sowie politische Einschätzungsmuster und Zeigestrategien für einzelne Zeitschnitte. Das am Georg-Eckert-Institut angesiedelte Dissertationsprojekt widmete sich hierbei der Bedeutung und Konstruktion von symbolischen Grenzziehungen in Bildungsmedien mit besonderer Berücksichtigung von Geschichtsschulbüchern und Erwägungen zum historischen Lernen. Zudem zielte das Projekt auch auf eine wissensmediale Vermittlung und die Verstetigung der fachlichen Beziehungen zwischen den teilnehmenden Instituten.
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Vorträge und Präsentationen
- Garske, Lucas Frederik (2011): RaumBildung. Ansätze für die Analyse von Raumbildern in der Narration von Bildungsmedien des 20. Jahrhunderts. Tagung des Projektverbundes Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. Herder-Institut. Herder-Institut. Marburg, 25.05.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2011): Raumbildung. Zur Narrativen Entwicklung von Raumbildern in Bildungsmedien des 20. Jahrhunderts. Posterpräsentation. 1. Leibniz-Doktorandenforum der Sektion A. IPN. Kiel, 19.09.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2011): Raumbild und Interaktion - Potenziale für einen digitalen Atlas. Diskussion einer Konzeptskizze des Georg-Eckert-Instituts. Tagung des Projektverbundes Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. Leibniz-Institut für Länderkunde. Herder-Institut. Leipzig, 21.09.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2011): Raum und Bildung. Tagung des Projektverbundes Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. Leibniz-Institut für Länderkunde. Herder-Institut. Leipzig, 21.09.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2011): Forschungsleitende Thesen und strukturelles Vorgehen bei der Analyse von Raumbildern in Schulbüchern. Vortrag über ein analytisches Grundraster. Herder-Institut. Herder-Institut. Marburg, 09.11.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2011): Buchbesprechung 'Polnische Geschichte und deutsch-polnische Beziehungen'. Referat über Potenziale und Schwachstellen des Lehrwerks. Tagung "Polen im deutschen Schulunterricht: Zwischen Wunsch und Realität". Haus Maiberg. Deutsches Polen-Institut; Georg-Eckert-Institut. Heppenheim, 19.11.2011.
- Garske, Lucas Frederik (2013): Den Raum erzählen. Symbolische Grenzziehung in deutschen und polnischen Schulbüchern. Kolloquium des Deutschen Historischen Instituts Warschau. Warschau, 24.04.2013.
- Garske, Lucas Frederik (2013): Raum | Akteure. Der schmale Grat zwischen Kollektiven und Räumen. "Winterschule" der Nachwuchswissenschaftler des Georg-Eckert-Instituts in Wernigerode. Alterode (Harz), 29.05.2013.
- Garske, Lucas Frederik (2013): Modelle und Potenziale der Nachwuchsvernetzung. Leibniz Führungskolleg. Potsdam, 16.11.2013.
- Garske, Lucas Frederik (2014): Vernetzung von Doktorand*innen als Potenzial der Leibniz Nachwuchsförderung. Deutsches Bergbau-Museum Bochum. Deutsches Bergbau-Museum Bochum. Bochum, 12.09.2014.
- Garske, Lucas Frederik (2014): Borders of History. Constraints of Historical Narratives as a Matter of Education. University of Southern Denmark. Odense, Dänemark, 02.12.2014.
- Garske, Lucas Frederik (2015): Grenzen in Geschichten. Das Raumbild aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Herder-Institut. Marburg, 16.04.2015.
- Garske, Lucas Frederik (2015): Teaching stories. From Enchanting to Breaking the Spell. Friedrich-Meinecke-Institut. Berlin, 04.06.2015.
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Publikationen
- Garske, Lucas Frederik (2011): Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. In: Eckert. Das Bulletin (10), S. 28–29. Garske, Lucas Frederik (2012): Unvollkommenheit erlaubt. In: Eckert. Das Bulletin (11), S. 33–34.
- Garske, Lucas Frederik (2013): Geschichte als | Raum | als Geschichte. Dekonstruktion symbolischer Grenzziehungen als Methode des historischen Lernens am Beispiel polnischer und deutscher Geschichtsschulbücher. In: GWU 64 (1-2), S. 13–29.
- Garske, Lucas Frederik (2013): Change & Permanence – a Walk around Science 2.0. Wissenschaftlicher Beitrag zur DHI Blogparade „Nachwuchs und Digital Humanities”. Online verfügbar unter http://paintitscience.com/change-permanence/.
- Garske, Lucas Frederik; Müller, Lars (2014): Die Geschichte sichtbar machen.Kontrastive Schulbuchanalyse und die Grenzen der Narration. In: Knut Berner und Friederike Faß (Hg.): Sichtbares und Unsichtbares. Berlin: LIT (Villigst Profile, Bd. 17), S. 135–156.
- Garske, Lucas Frederik (2015): Geschichtsbilder sehen. Narrative Formen als Gegenstand des Lernens mit Geschichten. In: Bildungsforschung, Ausgabe 1, 12. Jahrgang, S. 12-33. bildungsforschung.org/index.php/bildungsforschung/article/view/193/pdff.