FRIEDEN UND GLEICHBERECHTIGUNG UNTER POSTDIGITALEN BEDINGUNGEN
Georg Arnhold International Summer Conference (GAISC)
2. bis 5. Juni 2025 in Braunschweig, Deutschland
Die zunehmende Verflechtung von Alltagspraktiken mit dem Digitalen wird in den Medienwissenschaften im Konzept der „Postdigitalität“ gefasst. Dabei bedeutet die Vorsilbe „post“ nicht, dass diese Digitalität der Vergangenheit angehört. Stattdessen wird das Digitale im Kontext seiner „ungeordneten“, verschlungenen Verknüpfungen mit praktisch allen Aspekten soziopolitischer und sozioemotionaler Prozesse in den Blick genommen – vor allem auch in den Bereichen Bildung und Vermittlung. Forschungen zur Postdigitalität stellen dabei auch die lange Zeit vorherrschende Annahme in Frage, dass digitale Technologien gleichbedeutend mit Fortschritt seien. Die entsprechenden Medienkonstellationen sind stets mehrdeutig; so können die Innovationen digitaler Medien einerseits Inklusion und Perspektivenvielfalt in der Bildung fördern und andererseits bestehende Ungleichheiten und Polarisierungen innerhalb von Gesellschaften verschärfen. Jüngste Ereignisse sowohl im Globalen Norden als auch im Globalen Süden haben gezeigt, wie Desinformationskampagnen destabilisierend auf den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt wirken können. Auch die Innovationen künstlicher Intelligenz gehen oft einher mit der Reproduktion sozialer Ungerechtigkeiten und der Ausübung systemischer Gewalt. Während „postdigitale Bedingungen“ in vielen Fällen den Zugang zu Bildung für bestimmte Gruppen erleichtert haben, können sie gleichzeitig in anderen Bereichen eine Bedrohung für einen nachhaltigen Frieden darstellen.
Ausgehend von diesen komplexen Zusammenhängen möchte die Georg Arnhold International Summer Conference 2025 die Überschneidungen zwischen der „postdigital condition“ und Frieden/Gewalt, (Un-)Gleichheit und (Un-)Gerechtigkeit im Bereich der Bildung sowie deren Bedeutung für drängende aktuelle Herausforderungen untersuchen.
In der Auseinandersetzung mit der Dringlichkeit der Klimakrise und ihren gesellschaftspolitischen Auswirkungen oder mit den Folgen „künstlicher Intelligenzen“ und dem gleichberechtigten Zugang zu digitalen Technologien, bleibt Bildung ein entscheidender Faktor zur Förderung von Widerstandsfähigkeit und Gerechtigkeit. Neue Medien eröffnen neue Wege, um im Bildungskontext Krieg, Migration und Überleben zu thematisieren, aber sie stellen zugleich eigene Herausforderungen für Frieden und Gerechtigkeit und werfen Fragen des Zugangs und der Repräsentation auf. Die Konferenz behandelt den Einsatz digitaler Medien wie Large Language Models, social media und digitale Bildungstechnologien – z. B. in Form von ChatGPT, reels, interaktiven Karten oder serious games als Werkzeuge in Bildungskontexten. Und wir befragen dabei, wie sie es Lernenden ermöglichen, sich mit der Erschaffung und Sicherung von Frieden und Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Durch die kritische Untersuchung dieser und anderer Aspekte zielt die Konferenz darauf ab, die aktuellen Paradigmen der Friedensbildung unter "postdigitalen Bedingungen" in Frage zu stellen, zu erweitern und für integrative best practices einzutreten, die den Zusammenhängen globaler Herausforderungen gerecht werden.
Die diesjährige Sommerkonferenz wird in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-WissenschaftsCampus - Postdigitale Partizipation - Braunschweig am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut (GEI) organisiert.
Den vollständigen Ausschreibungstext sowie weitere Informationen zur Bewerbung finden Sie auf unserer englischsprachigen Website.
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Workshop des International Rescue Committee
Teil der Summer Conference ist ein Workshop, der vom Airbel Impact Lab, der Forschungs- und Innovationsabteilung des International Rescue Committee (IRC), organisiert und geleitet wird. Während des Workshops lernen die Konferenzteilnehmer mehr über humanitäre Forschungsansätze und darüber, wie sie die Designprinzipien nutzen können, um die Wirksamkeit ihrer Arbeit zu verbessern und deren Anwendungsmöglichkeiten zu erweitern.
Im Anschluss an die Sommerkonferenz werden bis zu 5 Personen ausgewählt, die ein Fellowship beim IRC erhalten. Diese Personen werden eng mit den IRC-Mitarbeiter*innen zusammenarbeiten, um Arbeiten durchzuführen, die sowohl die Interessen des IRC als auch die der Stipendiat*innen fördert.
Alle Teilnehmenden der Summer Conference sind eingeladen, sich am Workshop zu beteiligen und können für ein Stipendium beim IRC ausgewählt werden.
Die ausgewählten Stipendiat*innen werden in diesem Jahr Forschungs- und Innovationsprojekte in einem von zwei Portfolios durchführen und/oder unterstützen, die sich mit dem diesjährigen Konferenzthema "Education, War & Peace: Understanding International Assistance and Intervention in Conflict-Affected Contexts" überschneiden.
Hier finden Sie einen Überblick über diese Forschungsschwerpunkte und Beispiele für mögliche Forschungsprojekte, an denen die Stipendiat*innen mitarbeiten können. Bitte beachten Sie, dass sich diese Informationen im Laufe des Jahres ändern können, wenn sich unsere Projekte weiterentwickeln.
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Weitere Informationen
Für die Teilnahme an der Konferenz werden keine Gebühren erhoben.
Die Teilnahme an der Konferenz wird durch das Georg-Arnold-Programm in Form von Einzelstipendien (regionale Pauschalbeträge) zur Deckung der Reisekosten für beitragende Teilnehmer*innen unterstützt.
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Bewerbung
Die Summer Conference begrüßt in erster Linie Bewerbungen von akademischen Expert*innen, Postdocs und Doktorand*innen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, insbesondere aus den Bereichen Bildung, Geschichte, Politikwissenschaften, Soziologie, Recht, Anthropologie und Psychologie. Praktiker*innen, die für internationale Organisationen und NGOs in den entsprechenden Bereichen tätig sind, können sich ebenfalls bewerben. Bewerbungen von Studierenden, die in einem Masterstudiengang eingeschrieben sind, und von Hochschulabsolvent*innen mit einem Masterabschluss werden in Ausnahmefällen berücksichtigt.
Die Frist für die Einreichung vollständiger Bewerbungen endet am 04. Februar 2024. Die erfolgreichen Bewerber*innen werden bis Ende Februar benachrichtigt.
Die Arbeitssprache der Konferenz ist Englisch.
Das GEI plant, die Beiträge der Sommerkonferenz zu veröffentlichen. Bitte beachten Sie, dass von allen Teilnehmenden erwartet wird, dass sie ihren ersten Entwurf eine Woche vor der Konferenz(bis 03. Juni 2024)einreichen, mit der Möglichkeit, ihn nach der Konferenz zu überarbeiten.