History on whose terms?

Reading about women and gender in two South African history textbook series

Wie wird Wissen und Bedeutung „produziert“? Und was heißt das für die Darstellung von Frauen in historischem Kontext in aktuellen Schulbüchern? In dieser Masterarbeit wird eine feministische Schulbuchanalyse der beiden meistbenutzten südafrikanischen Geschichtsbuchreihen (für je drei Jahrgänge, 10. bis 12. Klassenstufe) vorgelegt, wobei die Autorin an einem der beiden Werke selbst mitgearbeitet hat.

Untersucht wird die Qualität der Darstellung von Frauen, „Frauenthemen“ und Gender in den Texten und Bildern, aufbauend auf dem „feministischen Phasenmodell“ der Erziehungswissenschaftlerin Mary Kay Thompson Tetreault. Dabei kommt die Autorin zu dem Schluss, dass die Erwähnungen von (außergewöhnlichen) Frauen in den Schulbüchern letztlich eine Art von Alibifunktion erfüllen, während tatsächlich die männliche Hegemonie fortgeschrieben und gefestigt wird. Bei einem von Männern dominierten Geschichtsverständnis, ausgerichtet an männlichen Standards, machen Frauen keine Geschichte, sondern tragen bestenfalls dazu bei. Wie die Autorin durch das Freilegen von den unterschwellig vorhandenen Narrativen zu Kolonialismus, institutionalisiertem Rassismus und dem Kampf um Nationalstaatlichkeit und Demokratie demonstriert, führen selbst gut gemeinte Anstrengungen, Erfahrungen von Frauen in historische Darstellungen zu inkorporieren, häufig dazu, die „männliche“ Geschichtsschreibung zu zementieren – eben weil die Rahmenbedingungen dieser Historiographie nicht hinterfragt werden.  

Aus den festgestellten Defiziten der untersuchten Bücher und nicht zuletzt auch aus den eigenen Erfahrungen bezüglich des Schreibens von Schulbüchern wird gefolgert, dass für eine angemessene Darstellung der Geschlechter in der Geschichte der Fokus nicht allein auf dem Aspekt Gender liegen dürfe, da dies nur ein Aspekt von Identität sei, der sich von den Kategorien der ethnischen Zugehörigkeit (race), Klasse, Kultur/Religion und Nationalität nicht trennen lasse. Der Autorin gelingt es, die Komplexität der Probleme herauszuarbeiten,  der eine gendersensible Geschichtsschreibung gegenübersteht – eine bewusstseinsbildende Maßnahme für die Leserinnen und Leser.

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